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Auslandssemester an der La Martinière Diderot – Bachelor Kommunikationsdesign

Milica berichtet hier von den Erfahrungen im Auslandssemester an der Partnerhochschule La Martinière Diderot im Wintersemester 2022/23 im Studiengang Kommunikationsdesign (B. A.).

Format:
Studium
Einrichtung:
La Martinière Diderot
Zeitraum:
-
Fachbereich:
Fachbereich Design

Milicas Erfahrungen

Die Entscheidung

Ich wusste schon zu Beginn meines Studiums, dass ich gerne ein Auslandssemester machen wollte. Durch die Oberschule hatte ich Grundkenntnisse in der französischen Sprache und hoffte, der Aufenthalt vor Ort würde meine Sprachkompetenzen am schnellsten verbessern. Durch die Pandemie bin ich etwas in einen uninspirierten Trott gekommen und deshalb wollte ich meinen Design-Horizont auch nochmal auf einer anderen Art erweitern – in einem anderem Land, mit anderem System, usw. Ich reise sehr gerne und wollte mich deshalb dieser Herausforderung stellen. 

Zuerst wollte ich tatsächlich nach Toulouse, was dann leider nicht geklappt hat und ich war ziemlich niedergeschlagen. Ich hatte mich leider nur an dieser einen Partneruni beworben, was ein Fehler war. Es kann nun mal passieren, dass die Interessen nicht übereinstimmen und hier war es nun leider der Fall, dass ihnen mein Portfolio und meine Richtung nicht zugesagt hat. Später erfuhr ich, dass die Uni wohl relativ streng ist und den Ruf hat, dass es eher schwieriger ist, angenommen zu werden. Sehr spontan aber wurde mir mitgeteilt, dass die FH einen neuen Vertrag abgeschlossen hat und so bewarb ich mich ganz schnell und hatte innerhalb einer Woche dann plötzlich doch einen Platz in Lyon, für mein Traum-Semester im Ausland.

Die Vorbereitungen

Der Bewerbungsprozess verlief etwas mit emotionalen Höhen und Tiefen, wie ich bereits beschrieben habe. Ich hatte, als ich im Januar 2022 meine Bewerbungsunterlagen abgeschickte, einen Sprachkurs Französisch A2 an der Volkshochschule in Berlin Schöneberg gebucht. Das ganze lief ca. 2 Monate im Sommer, jeweils zwei Mal die Woche am Abend und war auch für Studierende sehr günstig (ich meine es waren 60 Euro). Dieser Kurs war nicht mein Durchbruch, aber half mir, wieder mental in die Sprache reinzukommen und auch ein wenig zu sprechen. Zusätzlich habe ich fast täglich mit Duolingo geübt, was für den Wortschatz ganz cool ist und auch Spaß macht, aber wenn es um Grammatik und Konversationen geht, kann man mit der App leider nicht so weit kommen. Generell musste ich sonst nicht so viel organisieren, nur eine Auslandskrankenversicherung haben wir für alle Fälle abgeschlossen. Glücklicherweise musste ich aber nicht zum Arzt oder Ähnliches. Weil Lyon nicht super gut angeschlossen ist, wählte ich einen Flug über Paris, wo ich dann noch eine Woche bei einer Freundin Urlaub machte. Dann hab ich sehr günstig einen Zug gebucht und bin von Paris nach Lyon gefahren mit meinem gigantischen Koffer.

Die Unterkunft

Glücklicherweise konnte ich mich über soziale Medien mit der Freundin einer Freundin vernetzen, die zu der Zeit in Lyon lebte. Eigentlich kontaktierte ich sie nur, um ein paar Fragen zum Leben in Lyon, den Gegenden und zur Wohnungs-/WG-Suche zu beantworten. Sie empfahl mir Facebook und "lacartedescoloc.fr", also suchte ich erst dort. Schnell aber fanden wir heraus, dass es sich perfekt ergibt, weil sie zum September auszog und ich ja zum September irgendwo einziehen wollte. Nachdem ich noch mit ihrem Mitbewohner in der 4-er WG gesprochen hatte, war die Sache also geregelt und ich war sehr erleichtert. Netterweise war der Vermieter auch sehr unkompliziert und einfach froh, dass reibungslos jemand Neues die Miete des möblierten Zimmers zahlen würde. Er forderte nur meine Bankverbindung und eine Kaution von Zwei Monatsmieten und wir schlossen einen Vertrag ab. Deshalb würde ich sagen, dass ich schon sehr viel Glück hatte, vor allem weil die Wohnung echt super war und im 1. Arrondissement auch eine tolle Lage hatte. Es gab fußläufig viele Cafés und Bars, alles sehr gemütlich und niedlich.

Das Studium an der Hochschule

Zuvor erhielt ich einen Plan mit den Kursen und war etwas verwirrt: Es gab Philosphie, Englisch, Wirtschaft. Ich dachte erst, ich könnte mir die Kurse aussuchen, aber an dieser Hochschule ist es eher ein Stundenplansystem. Von 8/9 Uhr bis 16/17 Uhr war die Woche voll mit Kursen. Da geht es in Potsdam etwas entspannter zu und eher seinen eigenen Interessen folgend. Da ich ahnte, dass manche Kurse eventuell zu schwer sein könnten, weil ja alles auf Französisch war, konnte ich mit den Professoren etwas verhandeln. Ich brauchte nur 20 ETCS und konnte somit die theoretischen Kurse streichen, um auch etwas mehr Freizeit zu haben. Am ersten Tag trafen sich alle – etwa 50 Studierende aus den Designstudiengängen – in einem Saal. Dann ging es auf Französisch los und ich konzentrierte mich, um alles zu verstehen. Die Professoren stellten vor, was in den nächsten Wochen passieren würde: ein Seminar namens "Studio Nursery", wo wir schon schnell in Gruppen interdisziplinär Kontakt haben konnten und eine eigene Agentur konzipieren sollten. Mir gefiel der Anfang des Semesters sehr. Dann hatten wir aber ein etwas größeres Projekt, das sich mit Datenvisualisierung befasste. Leider nahm dieses Projekt sehr viel Platz ein und ich habe es von Anfang an nicht so gemocht, weshalb auch meine Motivation etwas nachließ. Ich wurde aber im Allgemeinen ganz gut beraten und immer gut behandelt, besonders von unserem Grafik Professor und Erasmus Zuständigen David Pilloix.

Alltag und Freizeit

Ich war sehr froh, mich sehr gut mit den meisten der Klasse zu verstehen und es bildete sich schnell eine Gruppe, zu der ich dazugehörte und in der ich mich wohlfühlte. Auch eine meiner Mitbewohnerinnen ist eine sehr enge Freundin geworden. Daher habe ich Erasmus-Veranstaltungen von ESNLyon nicht wahrgenommen. Nur einmal war ich bei so einer Veranstaltung, die mich nicht so bereichert hat. Die Kosten in Frankreich sind allgemein etwas teurer als in Deutschland – Bier, Ausgehen und Einkaufen – damit muss man rechnen. Ich empfehle für Kultur-Rabatte und kostenlose Eintritte den Pass Region Alpes-Rhônes zu beantragen. Ich habe mich auch in einem Fitnessstudio für 30 €/Monat angemeldet und immer 25 € für eine Monatskarte ausgegeben. Meine Miete hat 415 € (+100 € Nebenkosten) gekostet für ein WG Zimmer. Lyon ist eine relativ kleine Stadt, die fußgängerfreundlich ist und in der man auch günstig City Bikes nutzen kann. Generell habe ich viele Cafés und Bars in Lyon kennengelernt, war auch in Marseille, Chambéry, Paris und Barcelona (alles mit Zug und Bus). In Frankreich ist die Bahn viel unkomplizierter und es gibt eine Billig-Zug-Linie (OUIGo), die ich oft genutzt habe. Während meiner Zeit übte ich mit analoger Fotografie und Entwicklung. Ich war im Herbst oft joggen und im Parc de la Tête d'Or, was ich empfehlen kann. Lyon hat zwei Flüsse, an deren „Quais“ wir immer viel Zeit in der Sonne verbrachten. Bis in den November war das Wetter super gut und viel besser als in Deutschland. 

Fazit und Tipps

Ich muss ehrlich sagen, dass ich Momente hatte, die sehr hart waren, in denen ich mich durch die Sprachlücke sehr einsam gefühlt habe – vor allem weil ich ja anfangs auch niemanden kannte. Ich hätte es schön gefunden, noch jemanden an der Schule zu haben, der/die auch Erasmus macht, damit man sich über die gleiche Situation austauschen könnte. In einer WG zu leben hat mir aber geholfen und ich kann es sehr empfehlen. Auch die Sprache zu lernen war nicht so reibungslos wie ich dachte. Ich bin zwar besser geworden, aber ich war lange sehr blockiert, wirklich auch zu versuchen, auf Französisch zu sprechen. Die Schule ist leider nicht so gut ausgestattet wie die FH, was etwas schade ist. Ich würde nicht sagen, dass ich mich fachlich sehr weiterentwickelt habe. Dennoch bin ich sehr froh, einen lieben Freundeskreis aufgebaut zu haben und stolz, viele der Herausforderungen gemeistert zu haben. Ich empfehle besonders mit dem Zug ein wenig unterwegs zu sein und viele Ecken von Frankreich zu besuchen. Ich werde im Sommer wiederkommen und dann wird es sich so anfühlen, wie wenn man ein kleines Zuhause wieder besucht. Lyon ist eine ruhige, sympathische Stadt, wo die Leute etwas freundlicher scheinen als z.B. in Paris. Es gibt immer Events, Secondhand-Popups, usw. Im Oktober gab es das Festival Lumière und im Dezember das berühmte Lichterfest in Lyon. Wenn man schon Französisch-Grundkenntnisse hat, kann man dort eine sehr gute Zeit haben.