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Traumapädagogik

Traumasensibles Handeln in der Kinder- und Jugendhilfe und anderen Praxisfeldern
Zwei Hände schreiben mit einem Stift auf Papier

Traumapädagogik geht von der Annahme aus, dass dysfunktionale Verhaltensweisen biografisch bedingt und daher verstehbar sind. Häufig spiegeln sich diese in aktuellen pädagogischen Situationen wider und rufen bei Fachkräften nicht selten eigene Gefühle von Hilflosigkeit oder Abwehr hervor. Welcher Haltung und professioneller Kompetenzen es bedarf, Betroffene hilfreich zu begleiten und dabei selbstfürsorglich zu handeln, vermittelt diese Weiterbildung.

Zeitraum:

Kurs 3: 29.11.2024 - 08.11.2025 
Kurs 4: 11/2025 - 11/2026 

Status:
In Vorbereitung
Weiterbildungsformat:
Zertifikatskurs
Abschluss:
Hochschulzertifikat
Leistungsumfang:

10 ECTS-Leistungspunkte

Voraussetzungen:

Abgeschlossenes Studium oder Berufsausbildung, möglichst mehrmonatige Berufserfahrung und Tätigkeit während der Weiterbildung in einem einschlägigen Handlungsfeld

Teilnahmebetrag:

2.990 Euro

Bildungsurlaub:

In Brandenburg und Berlin anerkannt

  • Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel

    Immer häufiger werden pädagogische Fachkräfte in ihren Handlungsfeldern mit dem Anspruch konfrontiert, traumatisierten Kindern und Jugendlichen ein feinfühliges und berechenbares Gegenüber zu sein, ihre Ängste und Nöte erkennen und situativ angemessen reagieren zu können. Wem dies in der Praxis gelingt, ebnet damit bestenfalls den Weg für neue, zuversichtlich stimmende Erfahrungen, die jenen von Gewalt und Ohnmacht entgegengesetzt werden können. 
    Wie die dafür nötigen Wissenskonzepte und Kompetenzen in der Praxis erfolgreich zusammengeführt werden, ohne dabei die eigenen Ressourcen aus dem Blick zu verlieren, vermitteln wir in unserer Weiterbildung Traumapädagogik.

    Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel
    Wissenschaftliche Leitung
  • Bettina Kupfer

    Symptome sind oft Ausdruck von unbewussten Konflikten. Sie können vordergründig das Geschehen eines Menschen bestimmen, obgleich sich darunter verdrängte, scheinbar vergessene Traumata befinden. Diese zu erspüren, zu erkennen, ihnen Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, sie aushalten zu können, ist ein Teil der Erfahrung, die in der Traumafortbildung vermittelt werden soll.

    Bettina Kupfer
    Dozentin
  • Birgit Bucher

    Nicht selten sind pädagogische Fachkräfte und institutionelle Rahmenbedingungen von den unbewussten Beziehungsanfragen traumatisierter Kinder und Jugendlicher überfordert, denn die traumatischen Erlebensmuster reichen durch Reinszenierung in die Gegenwart hinein. Daher ist es unerlässlich, das traumatisch beeinflusste Beziehungsgeschehen zu reflektieren und die hoch belasteten Kinder und Jugendlichen in ihrer Subjektlogik zu verstehen. Eine solche, in der Weiterbildung vermittelte, traumasensible Beziehungsorientierung verändert zumeist Haltung und Handlung der Professionellen und trägt wesentlich zur Entlastung aller Beteiligten bei.

    Birgit Bucher
    Dozentin

Auf einen Blick

Ziele

Mit Erlangen des Zertifikats sind die Teilnehmenden in der Lage, das Inventar traumapädagogischer Diagnostik für ein individuelles Fallverstehen zu nutzen und pädagogische Rahmenkonzepte zu entwickeln, die den besonderen Bedürfnissen Betroffener gerecht werden.

Zielgruppen

Die berufsbegleitende Weiterbildung richtet sich an Sozialarbeiter* innen, Pädagog*innen, Erzieher*innen und weitere Praktiker*innen mit einschlägigen Erfahrungen aus der Arbeit mit hochbelasteten Kindern, Jugendlichen, deren Eltern und Betreuungspersonen, aber auch mit Erwachsenen.

Themen

Im ersten Modul widmen wir uns einer grundlegenden Einführung in zentrale Begriffe der Psychotraumatologie und der Traumapädagogik. Die Teilnehmenden lernen die Entstehungsgeschichte der noch recht jungen Disziplin der Traumapädagogik kennen und erhalten einen Überblick über die Historie der Psychotraumatologie, deren Ursprung bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht.
Wie entsteht ein Trauma? Was passiert dabei im Körper? Welche Folgesymptomatiken können entstehen und wie kann ich sie erkennen und einordnen? Diese Fragen werden ebenso wie die Bedeutung eines traumasensiblen Handelns in unterschiedlichen Arbeitsfeldern im Zentrum unserer gemeinsamen Auseinandersetzung stehen. Ein Überblick über verschiedene traumatherapeutische Verfahren rundet diese erste Einheit ab, deren Themen in den Folgemodulen vertieft werden.

Die Bindungstheorie, die psychoanalytische Aspekte früher Erfahrungen und prekärer Lebensumstände beinhaltet und Übergangssituationen fokussiert, ist Schwerpunkt des ersten Wochenendes. Es wird der Frage nachgegangen, was es für Kinder und Jugendliche bedeutet, in einem traumatisierenden Umfeld aufzuwachsen. Dabei wird es auch um die Resilienz gehen, die wesentlich am Schutz vor seelischen Verletzungen beteiligt ist. Auf Grundlage des theoretischen Verständnisses von psychoanalytischer Entwicklungspsychologie und transgenerationaler Weitergabe von Traumata wird schließlich die Möglichkeit korrigierender Beziehungserfahrungen diskutiert.

Das zweite Wochenende verlagert den Blick auf den professionellen Umgang mit hochbelasteten Menschen. Was kennzeichnet eine traumasensible Haltung und wie unterscheiden sich dabei Psychotherapie und Pädagogik in Abgrenzung voneinander? Die Entwicklung einer feinfühligen professionellen Haltung ist eng mit den Handlungskonzepten der Traumapädagogik verbunden. Diese stehen im Mittelpunkt der Einheit. Zudem werden diagnostische Ansätze wie szenisches Fallverstehen, ressourcenorientierte Anamneseverfahren und einzelne Screeninginstrumente im Hinblick auf ihren Nutzen für die pädagogische Praxis beleuchtet.

Professionelles Handeln findet stets im Kontext eigener biographischer Erfahrungen statt und bestimmt das berufliche Selbstverständnis sowie die Beziehungsgestaltung. Gerade wenn Professionelle mit Verhalten konfrontiert sind, das ursächlich mit psychischer Traumatisierung zusammenhängt, kann es hilfreich sein, sich selbst im Rahmen von Übertragung und Gegenübertragung zum Instrument des Verstehens zu machen, was eine gute Selbstkenntnis voraussetzt. Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen, braucht es zudem einen haltenden strukturellen Rahmen. Dieses Modul widmet sich der Notwendigkeit, dem Vorgehen und den Chancen selbstreflexiver individueller wie institutioneller Praxis.

Das erste Wochenende dient dabei als Einstieg in das Thema, während das zweite Wochenende zur Vertiefung genutzt und die eigene Einrichtung in den Blick genommen wird. Der Fokus liegt dabei auf der einrichtungsbezogenen Teamarbeit, die sich im Rahmen des Begriffs „sicherer Ort“ gestaltet. Es wird der Frage nachgegangen, welche Voraussetzungen eine Einrichtung mitbringen muss, wenn man in ihr traumasensibel arbeiten möchte und ob sie institutionell am Gegenübertragungsgeschehen beteiligt ist.

Als Fachkraft traumasensibel handeln zu können, setzt voraus, wichtige Prämissen der Selbstfürsorge und Psychohygiene zu berücksichtigen. Die Bedeutung und die Strategien eines selbstfürsorglichen Praxisalltags sowie Maßnahmen zum Schutz vor sekundärer Traumatisierung bilden daher einen Schwerpunkt des Moduls.
Parallel dazu stehen die unterschiedlichen Anforderungen und Methoden der Stabilisierung und Psychoedukation für die Adressat*innen im Fokus: Wie gehe ich mit selbstverletzendem Verhalten um? Wie reagiere ich auf dissoziative Zustände, auf Vermeidungshandeln oder auf Flashbacks? Welche strukturellen Bedingungen braucht es, um professionell agieren zu können und wo liegen schließlich die Grenzen des traumapädagogischen Arbeitens?

In diesem Modul werden unterschiedliche Berufsfelder diskutiert, die mit traumatisierten Menschen arbeiten. Im Fokus stehen die stationäre Kinder- und Jugendhilfe, das Ehrenamt, die Arbeit mit Geflüchteten sowie Beratungsfelder, die mit Gewalterleben zu tun haben. Dabei spielt die Erfahrung der Teilnehmenden eine große Rolle, welche den Blick auf andere Berufsfelder möglicherweise noch erweitern wird. Außerdem wird das Instrument Beratung als Ressource im Netzwerk in den Blick genommen, z. B. im Kontext der Hilfen zur Erziehung oder der Schulung von Fachkräften.

In diesem Modul werden die vorausgegangenen Inhalte und Praxiserfahrungen in einer Evaluation des eigenen Arbeitsprozesses in Form von Gruppensupervision vertieft. Ziel der Supervision ist die Förderung der rollen-, aufgabenspezifischen und persönlichen Selbstreflexion; sie kann die individuelle Entwicklung und die Fallarbeit unterstützen.

Im Abschlusskolloquium stellen die Teilnehmenden ihre bearbeiteten Praxisfälle vor und resümieren ihre neu erworbenen Sichtweisen und Kompetenzen.

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