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Psychoanalytisch-interaktionell orientierte Eltern-Kind-Gruppen

Ziel dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekts ist die Entwicklung strukturierter, gruppenbasierter Interventionen über einen Zeitraum von 24 Sitzungen, begleitet von einer Mixed Methods-Wirkungsforschung.

Silhouette eines Kindes, das an der Hand eines Erwachsenen läuft, im Hintergrund die Sonne
© AdobeStock/nadezhda1906
Projektzeitraum:
Typ:
Kooperationsprojekt
Kooperationspartner:
Finanzierung:
Landeshauptstadt Potsdam

Menschen als soziale Wesen entwickeln sich von Geburt an in- und durch Beziehungen zu ihrem sozialen Umfeld. Zahlreiche Forschungen bestätigen das einheitlich (z. B. Bowlby, 1988, Fonagy, 2018). Für Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder haben Beziehungen demnach existenzielle Bedeutung. Im Umkehrschluss wird daher die frühkindliche Entwicklung von Kindern mit mehrfach belasteten Elternteilen speziellen Risiken ausgesetzt. Nicht zuletzt gilt das auch für Eltern psychischen und psychiatrischen Erkrankungen (Remschmidt, Mattejat, 1994). Allein Persönlichkeits- und Angststörungen von Eltern sind bereits Entwicklungsmerkmale für persistierende Störungen bei den Kindern.

Eine bekannte Schwierigkeit ist, dass hoch belastete Eltern aus Sorge um ihre Kinder indizierte Maßnahmen, z. T. sogar stationäre Behandlungen, ablehnen oder diese aufgrund mangelnder Begleitung des Familiensystems frühzeitig abbrechen. So sind für erkrankte und mehrfach belastete Eltern ambulante Hilfen erforderlich, die einerseits primär präventiv klinischen Maßnahmen vorbeugen bzw. diese verkürzen und/oder es Eltern ermöglichen, sich der Inanspruchnahme fachspezifischer Unterstützung zu öffnen. Dies kann in Anlehnung an andere Interventionsprogramme (STEEPTM, Erickson & Egeland, 2006) sehr gut in einer Kombination von Einzel- und Gruppensetting gelingen.

Die vier Gruppen werden nach Entwicklungsphasen gegliedert, (4 – 12 Monate, 12 – 24 Monate, 25 – 48 Monate, 49 – 60 Monat), um im Verlauf der Gruppen Informationen zum jeweiligen Entwicklungsalter gezielt zu vermitteln (psychoedukative Elemente). Eltern/Familien mit Kindern mit besonders herausfordernden Beziehungsauffälligkeiten werden vorrangig in die Gruppen aufgenommen. Ein Gruppentermin dauert 1,5 Zeitstunden.

In einer Kennenlernphase (Phase 1) werden über spielerische Interaktionen den Eltern relevante Grundlagen der jeweiligen Entwicklungsstufen ihrer Kinder vermittelt und gemeinsam Fragen beantwortet. Dies stellt zum einen durch Modelllernen sicher, dass auch weitere Eltern Unsicherheiten erleben, die durch fachliche Begleitung gelöst werden können. Zum anderen dient diese Phase der Beziehungsdiagnostik (DC: 0 – 5, ZERO TO THREE). Auf dieser Grundlage werden in der interaktionellen Phase (Phase 2) über Feedback, Mentalisierung und Triangulierung den Eltern ein Verständnis für die Beziehungsgestaltung mit und durch ihre Kinder vermittelt und erste alternative Strategien entwickelt. In der Übungsphase (Phase 3) können Eltern durch gemeinsames Handeln und gegenseitiges Feedback die neu entwickelten Strategien übend vertiefen. In der abschließenden Phase 4 werden Veränderungen reflektiert und Eltern ermutigt, eigene Unsicherheiten und Entwicklungsbedarfe anzuerkennen, um ggf. über weitere Hilfsangebote ins Gespräch zu kommen.

Die Prozessqualität wird über wöchentliche Fallbesprechungen, regelmäßige externe Supervision gesichert. Die Wirkungsweisen und Wirksamkeit wird durch eine kontinuierliche qualitative und quantitative Datenerhebung begleitet, die durch Einbindung von Studierenden der Sozialen Arbeit (BASA), Bildung und Erziehung in der Kindheit (BABEK) und Frühkindliche Bildungsforschung (MAFB) insbesondere im Rahmen von Abschlussarbeiten umgesetzt wird.

Literatur

  • Bowlby, J. (1988). Bindung: historische Wurzeln, theoretische Konzepte und klinische Relevanz. In: Spangler/ Zimmermann (Hrsg.), Die Bindungstheorie. Grundlagen, Forschung und Anwendung (S. 17-26). Stuttgart: KlettCotta.
  • Fonagy, P. (2018). Bindungstheorie und Psychoanalyse (4. Auflage). Stuttgart: Klett- Cotta.
  • Staats, H., Bolm, T., & Dally, A. (2014). Das Göttinger Modell der Gruppenpsychotherapie. In: Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Kontakt

Projektleitung

Professor für Psychologie in der Sozialen Arbeit

Projektbeteiligte

Anke Mühle