Digitale Lehre: PeP – Projekt elektronische Prüfung
Im interdisziplinären Projekt "PeP – Projekt elektronische Prüfung" sollen für 12 digitalisierte Vorlesungen in vier Fachbereichen der FH Potsdam digitale Prüfungsformate entwickelt, eingesetzt und evaluiert werden.
Titel der beteiligten Vorlesungen
- Kunsttechnologie und Konservierung (Fachbereich STADT | BAU | KULTUR)
- Statik der Tragkonstruktionen 1 (Fachbereich Bauingenieurwesen)
- Stahlbau 1 – Grundlagen (Fachbereich Bauingenieurwesen)
- Statistik für Archivare (Fachbereich Informationswissenschaften)
- Vorlesung Recht (Fachbereich Informationswissenschaften)
- Digitale Medien und Ästhetik (Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften/FB1)
- Sozialverwaltungsrecht (FB1)
- Theorien der Sozialen Arbeit (FB1)
- Vorlesung Psychologie (FB1)
- Einführung in das Recht / Familienrecht (FB1)
- Grundlagen Sozialer Arbeit I & II (FB1)
- Aktuelle sozialpolitische Themen (FB1)
Entwicklung digitaler Prüfungsformate
Die Herausforderung liegt darin, vorhandene analoge Klausuren nicht 1:1 in digitale Klausuren zu übersetzen, sondern digitale Formate zu entwickeln, die analoge Formate didaktisch übertreffen. Dies soll durch einen internen Variantenreichtum, zeitnahe Feedbacks, Aktivierung und Interaktion in Prüfungssituationen ermöglicht werden sowie durch den Abbau von Barrieren, durch die Transparenz und geringere Fehleranfälligkeit von Bewertungen und durch die Stärkung der digitalen Kompetenzen aller Beteiligten.
Automatisierung, Interaktion und Kombination.
Analoge Prüfungen sind durch die folgenden Bedingungen charakterisiert: Das gelernte Wissen wird komprimiert an einem bestimmten Zeitpunkt, mit einer begrenzten Zeitvorgabe und in einem relativ homogenen, ortsabhängigen Format getestet. Relativ zeitversetzt bekommen Studierende ihre Note als Feedback ihrer Leistung zurück. Insofern ist der Feedbackaspekt der klassischen Klausur minimal.
Die Digitalisierung bietet an dieser Stelle neue Möglichkeiten, durch:
- Automatisierte formative Assessment zu verschiedenen Zeitpunkten ermöglichen ein sofortiges Feedback für Studierende, das sich nicht nur auf die Richtigkeit der Antwort bezieht, sondern auch neue Anregungen bieten kann.
- Digitale Interaktivität und Peer Interaktion: Digital sind interaktive Prüfungsformate möglich, die klassisch nur in mündlichen Prüfungen entstehen.
- Kombination: Durch die Digitalisierung wird es möglich, EINE große Prüfung am Semesterende in mehrere kleine Teil-Prüfungen im Laufe des Semesters umzuwandeln. Dadurch wird das Spektrum des Lernens breiter, der Lernerfolg größer und eine höhere Beteiligung der Studierenden erzielt.
Prüfungsformate
Folgende Formate sollen im Rahmen des Projektes erprobt und weiterentwickelt werden:
- Self-Assessment: Dazu gehören Multiple-Choice-Wissenstests zur Prüfungsvorbereitung sowie weitere Fragetypologien wie z. B. Drag and Drop, Zuordnung und Kurzantwort. Darüber hinaus sind noch weitere interaktive Medienformate in H5P umsetzbar, u. a. Video-, Audio- und Bildformate.
- Interaktive E-Lectures: Die E-Lectures werden durch Multiple-Choice-Fragen oder Rechercheaufgaben (ohne Zeitbegrenzung) unterbrochen.
- Multiple-Choice Wissenstests (mit Zeitbegrenzung) beziehen sich auf die E-Lectures und Begleitliteratur. Als Frageformate kommen neben Multiple-Choice-Fragen auch das Finden richtiger oder falscher Begriffe und zentrale Zitate als Lückentext vor. Ein weiteres, seltener genutztes Format ist die offene Texteingabe.
- Transfertasks: Mit diesem Baustein kann eine elektronische Einreichung von Texten, Postern, Audios oder Videos zur jeweiligen Vorlesungseinheit realisiert werden. Der Vorteil von Transfertasks liegt darin, dass die Studierenden sich intensiv mit der Anwendung von Wissen beschäftigen, z. B. indem sie praktische Anwendungen mit Theorie verknüpft werden oder kompetenzorientierte Fragen/Aufgaben gestellt werden.
- Peer Reviews im Doppelblindverfahren. Dabei reichen die Studierenden eigene Transfertasks ein und bewerten anonym Transfertasks anderer Kommiliton*innen.
- Die Beteiligung an thematischen Foren zu einzelnen Vorlesungseinheiten kann bewertet werden, indem z. B. jeder Beitrag mit Punkten als Teil einer ePortfolio-Prüfung (s. u.) bewertet wird.
Beitrag zu den Zielen der Hochschule
Die Hochschulentwicklungsziele "Zukunftsorientiert studieren" und hier insbesondere das Unterziel "2.1.5 Digitale Kompetenz ausbauen und implementieren" werden durch das Projekt unterstützt. Digitale Kompetenzen von Studierenden und Lehrenden werden gestärkt.
Die Projektarbeit erfolgt interdisziplinär, um die spezifischen Erfordernisse der Disziplinen zu erfassen, aber auch um didaktische Gemeinsamkeiten der Disziplinen in Verbindung zu bringen. Durch die Zusammenarbeit von vier Fachbereichen entsteht einerseits eine enorme Breitenwirkung in der FHP, andererseits können sich Anknüpfungspunkte für interdisziplinäre Lehr- oder Prüfungsprojekte ergeben.
Das Hochschulentwicklungsziel „Global denken“ lässt sich durch eine spätere englischsprachige Version der digitalen Prüfungen unterstützen, zusammen mit entsprechenden Untertiteln der E-Lectures wäre die Hochschule damit für die Aufnahme von incoming students bestens gerüstet und die Internationalisierungsstrategie könnte gestärkt werden.
Die neue Rahmenstudien- und Prüfungsordnung ermöglicht digitale Prüfungen, klärt die Prüfungsvoraussetzungen (Selbstständigkeitserklärung, Identifikation, Datenschutz) und fordert zur Weiterentwicklung digitaler Prüfungen ausdrücklich auf. Dieses Projekt wird evtl. auch Veränderungen der studiengangsbezogenen Studien- und Prüfungsordnungen sowie der Modulbeschreibungen nach sich ziehen.