Interview
In vier Modulen zum Finanzierungskonzept – Was für Akteur*innen im Kulturbereich wichtig ist
In unserer Weiterbildung "Kulturfinanzierung: Grundlagen – Strategie – Praxis" erfahren Sie, wie Sie ein solides Finanzierungskonzept für Ihre Projektideen entwickeln. Diesen November startet der Kurs zum 5. Mal und wurde dabei von Prof. Dr. Julia Glesner – der neuen wissenschaftlichen Leitung – an die aktuellen Anforderungen im Kultursektor angepasst. Im Interview verrät sie, was die Teilnehmenden diesen Herbst erwartet.
Julia Glesner, Professorin für Kulturmanagement, kennt die finanziellen Herausforderungen der Kulturbranche aus erster Hand. Im Interview erklärt sie, warum Crowdfunding weiterhin eine der wichtigsten Entwicklungen im Kultursektor ist und wie gemeinnützige Vereine ihr Fördermanagement verbessern können. Zudem gibt sie wertvolle Tipps für den Einstieg in die Erstellung von Finanzierungskonzepten und beleuchtet die häufigsten Gründe, warum gut durchdachte Projektideen scheitern.
JS: Nicht erst seit der Pandemie stehen im Kultursektor Beschäftigte vor der Herausforderung, wie sie ihre Projekte finanzieren können. Not kann bekanntlich erfinderisch machen: In welchen Entwicklungen der vergangenen Jahre – insbesondere im Bereich alternativer Finanzierungskonzepte – sehen Sie Chancen für Akteur*innen in der Kulturarbeit?
JG: Sicherlich stellt Crowdfunding immer noch eine der wichtigsten Entwicklungen in diesem Bereich dar. Crowdfunding bietet gerade gegründeten Initiativen genauso wie etablierten Kulturorganisationen vielfältige Möglichkeiten, Kampagnen zur Finanzierung zu entwickeln – und das oftmals sehr erfolgreich!
Nicht zu vernachlässigen ist aber auch, dass gerade im zivilgesellschaftlichen Sektor, also für viele gemeinnützige Kulturvereine o. ä., noch die Möglichkeit besteht, das eigene Fördermanagement zu professionalisieren und so eigene Anträge zu verbessern oder die Förderoptionen auszuweiten.
JS: Aller Anfang ist schwer – vor allem dann, wenn man die spannende Projektidee erstmalig in nüchterne Zahlen übersetzt und vor einer leeren Excel-Tabelle sitzt. Welche Tipps haben Sie für Kulturarbeiter*innen, die erstmalig ein Finanzierungskonzept erstellen?
JG: Wie bei vielen anderen Themen ist hier meine Empfehlung, zuallererst im eigenen Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen zu lernen, sie um Rat zu fragen, Vorlagen zu erbitten. Alles, bloß nicht im eigenen Kämmerlein vor sich hinarbeiten und nicht wissen, ob man ansatzweise den Erwartungen der Fördermittelgeber entspricht! Und bei Absagen: immer wieder um Feedback bitten. Es gibt immer wieder etwas zu lernen. Ohne Frustrationstoleranz geht das allerdings auch nicht.
JS: Manchmal scheitern die besten Projektideen – und das trotz durchdachter Finanzierung. Was sind hierfür die häufigsten Gründe?
JG: Wenn es um die Akquise von Fördergeldern geht, dann liegt das meistens schlicht daran, dass zu viele sehr gute Projektideen miteinander um Fördertöpfe konkurrieren, die von vorneherein zu gering ausgestattet sind.
JS: Im November startet die Weiterbildung Kulturfinanzierung, in der Sie die Teilnehmenden step-by-step dabei unterstützen, ein individuelles – und solides – Finanzierungskonzept für ihr Kulturprojekt zu erarbeiten. Was erwartet die Interessierten konkret?
JG: Nach einer grundlegenden Einführung, die für einige durchaus auch Auffrischung sein kann, konzentrieren wir uns im ersten Schritt auf öffentliche Zuwendungsgeber, deren Programme und das Gebiet des Zuwendungsrechts. Darauf aufbauend geht es dann um Sponsoring, seine Methoden und Instrumente. Hier fokussieren wir also auch die Privatwirtschaft als Fördermittelgeber. Im Mittelpunkt stehen Praxisbeispiele, die gerne aus dem Kreis der Teilnehmenden kommen können. Daran lernt man immer noch am meisten, finde ich.
Mit diesem Rüstzeug ausgestattet beschäftigen wir uns dann mit der Frage, wie man strategisch in der Akquise beim eigenen Projekt vorgehen kann, wie man effizient Förderrecherche betreibt, die Antragstellung vorbereitet etc. Crowdfunding wird einen eigenen Schwerpunkt darstellen. Hier bieten wir einen Workshop an, in dem die Teilnehmenden das Erlernte direkt an den eigenen Themen ausprobieren können.
JS: An wen richtet sich die Weiterbildung?
Die Weiterbildung richtet sich an alle, die in das Thema der Kulturfinanzierung einsteigen wollen oder erste Grundlagen vertiefen wollen. Es bietet sich besonders an, wenn die Teilnehmenden an eigenen Themen oder Projekten arbeiten möchten – das ist aber keine Voraussetzung!
Das Interview führte Julia Sammler.