Rückblick
Rückblick auf die Veranstaltung „Zukünfte der Liebe“

Wie könnte Liebe in der Stadt der Zukunft gelebt werden? Welches Miteinander wünschen wir uns in einer digitalisierten Gesellschaft? Mit diesen Fragen feierten Dozentinnen und Studierende der Fachbereiche Design und Sozial- und Bildungswissenschaften am 14. Februar 2025 die Vielfalt der Liebe und präsentierten die Ergebnisse des Kurses „Liebe in der Stadt der Zukunft“.
Wissenschaftliche Impulse: Liebe und Gemeinwesen in der Stadtgesellschaft
Nach einer Begrüßung des Kooperationspartners Felix von Plötz, Startbahn Berlin, leitete Prof. Myriel Milićevic die Veranstaltung mit einem kurzen Rückblick auf den Semesterkurs ein und stellte die große Bedeutung der Vorstellungskraft in Bezug auf die Zukunft heraus.
Anschließend sprach Dr. Jasmin Jossin über die Vielfalt der Liebe – mit einem Verständnis von Liebe als eine aktive Praktik, für die wir Verantwortung tragen. Mit Verweis auf neurobiologische Studien diskutierte sie, dass Liebe über die Romantik hinaus viele verschiedene Formen annehmen kann, die ähnliche körperliche Prozesse auslösen und sich gegenseitig beeinflussen. Als ein möglicher gemeinsamer Faktor führte sie Erkenntnisse aus der neueren Bindungsforschung an, wonach die menschliche Selbstliebe und Bindungsfähigkeit nicht nur durch die Erfahrungen im allernächsten Umfeld geprägt werden, sondern auch durch soziale Gruppen und Gemeinschaften, gesellschaftliche Strukturen, Kultur und globale Bedingungen. Somit beeinflussen Konsummuster, patriarchale Strukturen und andere soziale Ungleichheiten die Liebe im Wandel der Zeit – was Liebe zu einem öffentlichen, politischen Thema macht. Der Impuls endete mit einem Ausblick auf die Chancen für die „Große Transformation“, die sich ergeben können, wenn wir als Gesellschaft unterschiedliche Formen der Liebe gleichwertiger und integrativer behandeln und Liebe als eine ethische Haltung leben.
Danach stellte Katja Stephan, Dozentin für soziale Arbeit, die große Bedeutung von Nachbarschaften für die Vernetzung der Menschen heraus: Indem die Gemeinwesenarbeit Brücken zwischen verschiedenen Gruppen baut und für gute Lebensbedingungen in einem Gemeinwesen sorgt, stellt sie auch Nähe zwischen Menschen her und fördert liebevolle Beziehungen. Da die Lebenswelten vieler Stadtbewohner*innen heute stärker „entkoppelt“ sind als früher, braucht es in der Zukunft mehr Orte, die die Menschen wieder stärker zusammenbringen – wie die innovative Neuköllner Genezarethkirche, in der die Veranstaltung stattfand.
Zirkeltraining zu den Zukünften der Liebe
Danach wurde es spekulativ: An fünf Stationen eines „Zirkeltrainings der Zukunft“ konnten sich die Besucher*innen in Visionen zu unterschiedlichen Liebesformen eindenken, einfühlen und diese mit entwerfen: So führte in der multisensorischen „Reise zum Selbst“ eine Gedankenreise in die Achtsamkeitspraktiken verschiedener Kulturen ein und die Gäste stellten sich bei frisch gebrühtem Tee eine Zukunft vor, in der Selbstliebe der Menschen spürbare Realität ist. Im Spiel „Mono x Poly“ erspielten sich die Besucher*innen ambivalente Zukünfte der romantischen Liebe und diskutierten, welche Gesellschaftsvisionen mehr oder weniger wünschenswert wären: von den deterministischen Digitalisten bis Adamisten und Evaisten, von Bio Cyber-Einheiten bis urbane Poly-Kommunen. Im „Bundesamt für Freund*innenschaft“ bekamen die anwesenden Bürger*innen der Zukunft vielfältige Beratungsangebote und Programme für die Stärkung von Freundschaften. Dabei stimmten sie auch darüber ab, wie sehr Freundschaften behördlich kontrolliert werden sollen, um Freund*innen ähnliche Vorteile zu geben wie Ehepartner*innen. Weiter führte die Reise in „Die fragmentierte Zukunft“ im Jahr 2050. Hier entwarfen Mitspieler*innen amüsante Szenarios für die Wiederbelebung zukünftig verlassener Orte wie Tankstellen, Casinos oder Einkaufszentren. Um die verloren gegangene Fähigkeit zur Nähe und Empathie für Mitmenschen wieder zu üben, tauschten sie am Seelenpfand-Automaten liebevolle Gedanken mit anderen aus. Schließlich fragten sich die Gäste: Welche Natur würden wir als zukünftige Marsbewohner*innen vermissen? Beim „Interplanetaren Postamt“ konnten Bestellungen aufgegeben werden – vom Himalaya bis zum Schrebergarten.
Rahmenprogramm und Dank
Für Inspiration und Begegnung wurde darüber hinaus durch ein buntes Rahmenprogramm gesorgt: mit Live-Musik am Flügel von David Can Erekul, einem Austauschformat unter Moderation der FHP-Studentin Marie Grau, einem Foto-Projekt „picture love“, farbenfrohem Stockbrot am Lagerfeuer, Ergebnisse aus dem Projektwochenkurs „Liebesschutzgebiete“, mit einer Mitsing-Performance von SingSisySing und Tanzmusik von Pelle Boi zum Ausklang.
Ein herzlicher Dank an den Gleichstellungsrat für die Förderung durch das Programm „Gender in der Lehre“, an die Bürgerstiftung Neukölln für ihre ergänzende Förderung, an Startbahn Berlin für die wundervolle Kooperation und Jérôme Jossin für die schönen Fotos. Schließlich danken wir allen Studierenden aus dem Semesterkurs „Liebe in der Stadt der Zukunft“ für ihre vielfältigen und engagierten Beiträge zu dieser Veranstaltung!