Pressemitteilung
Malereien am Giebel der Friedenskirche in Frankfurt (Oder) werden freigelegt
Die über 700 Jahre alten Wandmalereien am Ostgiebel der Frankfurter Friedenskirche, auch als Nikolaikirche bekannt, werden erstmals seit 650 Jahren wieder sichtbar. Ein Forschungsprojekt der Fachhochschule Potsdam untersucht den Bestand mit innovativen restauratorischen und naturwissenschaftlichen Methoden.
Im Jahre 1303 errichtet, erhielt der mächtige, mit 26 Blendnischen gegliederte Backsteingiebel eine farbenreiche Bemalung. Dargestellt wurden Heilige, Engel und Fabelwesen. Um 1370, „verschwand“ der Giebel unter dem Dach des damals errichteten großen Chor-Neubaus. Engel, Phönix, Pelikan und die Heiligengestalten hatten nur knapp 70 Jahre Zeit, die Bürger Frankfurts hoch über den Dächern der Stadt in ihrem Alltag zu begleiten. Ihre Heilsbotschaft richteten sie auch weit in das Land jenseits der Oder, liegt die Kirche, entsprechend ausgerichtet, in der Nähe des Flussufers.
So verborgen, gerieten die Malereien fast in Vergessenheit. Mit Ausnahme einiger weniger Schwarzweiß-Aufnahmen der 1920er Jahre aus dem Stadtarchiv – denen die wenigen vorliegenden Kenntnisse zu Grunde liegen – traten diese erst wieder Anfang der 1990er Jahre ins Bewusstsein, als der Dachstuhl der Friedenskirche zur Sanierung anstand. Um aber die Kunstwerke zu schützen, verblendete man die Nischen während der Zimmermannsarbeiten mit Spanplatten, so dass auch in den letzten 30 Jahren weder eine flächige restauratorische Betreuung erfolgen konnte, noch die Bilder in Gänze zu sehen waren.
Ermöglicht durch Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, des Landes Brandenburg und der Stadt Frankfurt (Oder) konnte jüngst ein Gerüst gestellt werden, das die Zuwegung zu den Malereien des Giebels im Dachstuhl ermöglicht sowie auch zukünftig die praktische Sicherung. Gleichzeitig hatte ein Förderantrag der Fachhochschule Potsdam bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Erfolg, so dass die Erforschung des Bestands mit innovativen restauratorischen und naturwissenschaftlichen Methoden beginnen kann.
Mit zahlreichen Partner*innen, wie dem Rathgen-Forschungslabor (SPK), dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege (BLDAM), dem Fraunhofer Institut Magdeburg u.a. werden in den kommenden zwei Jahren neben den Wissenschaftler*innen der Fachhochschule Potsdam u. a. auch die Studierenden in Projekten den Geheimnissen des mittelalterlichen Giebels auf den Grund gehen. Fragen der Umweltbelastung und des Klimas in Auswirkung auf die kostbaren Wandmalereien spielen dabei ebenfalls eine Rolle.
Wenn alle Arbeiten abgeschlossen sein werden, soll eine Dauerausstellung im Inneren der Kirche den Giebel und seine Geschichte(n) veranschaulichen – Schüler*innen des Gymnasiums Campus Stift Neuzelle aus der Region sind dann hierbei die Partner*innen, die einen jugend- und familiengerechten Zugang zu den mittelalterlichen Malereien und Fragen der Denkmalpflege vermitteln wollen.
Wenn ab Ende Juli die Nischen eine nach der anderen geöffnet werden, waren es einige unentwegte Akteure in der Stadt Frankfurt, der Denkmalpflege im Land Brandenburg und der Fachhochschule in Potsdam, die das schlussendlich ermöglicht haben. Genannt werden sollen namentlich: Herr Ulrich-Christian Dinse, jahrzehntelang Stadtdenkmalpfleger Frankfurts, heute im Ruhestand, und Superintendent Herr Frank Schürer-Behrmann, der auch Vorsitzender des Oekumenischen Europa-Centrums ist, welches in der Friedenskirche seine Heimat hat.