GraDiM: Granularitäten von Zerstreuung und Materialität – Visualisierung eines Fotoarchivs über Diaspora
In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Frédéric Brenner und seinem internationalen Projektteam entwickelt das Forschungsprojekt GraDiM theoretische und technische Konzepte für die Visualisierung eines Fotoarchivs mit besonderer Sensibilität für eine Sammlung, die die jüdische Diaspora dokumentiert.
Frédéric Brenner und Team
In seiner über vier Jahrzehnte und mehr als 40 Länder umfassenden fotografischen Reise hat Frédéric Brenner die vielfältigen Ausdrucksformen des jüdischen Lebens in der Diaspora untersucht. Sein Archiv ist eine umfassende visuelle Dokumentation des jüdischen Volkes vom späten 20. ins 21. Jahrhundert. Dabei erzählt es nicht nur vom jüdischen Leben, sondern adressiert zeitgenössische Debatten und Herausforderungen individueller und kollektiver Identitäten. Das zwischen dokumentarischen und künstlerischen Arbeiten wechselnde Archiv umfasst über 100.000 Schwarzweiß- und Farbnegative sowie digitale Fotografien, 8.000 Kontaktbögen, Farbdias, Kunstdrucke, Interviews und Tagebücher.
Das Projekt GraDiM stützt sich auf neuere Forschungen in den Bereichen digitale Geisteswissenschaften, Datenvisualisierung und Mensch-Computer-Interaktion. Obwohl in den letzten Jahren große Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung und der Online-Publikation kultureller Sammlungen unternommen wurden, beruhen die Präsentationsformen nach wie vor auf Rastern mit Miniaturbildern gleichen Formats, die das vielfältige Potenzial des digitalen Zugangs nicht ausschöpfen können. Unsere Forschung zielt darauf ab, die Dimensionen der Prozessualität, der Auswahl und der Materialität, die als Spuren im Archiv hinterlassen wurden, sichtbar zu machen. Wir wollen Visualisierungs- und Interaktionstechniken entwerfen, entwickeln und evaluieren, die eine Navigation zwischen verschiedenen Granularitätsebenen in Bezug auf Semantik, soziokultureller Relationalität, fotografischen Prozessen und visuellen Elementen ermöglichen. Unser zentrales Anliegen ist es, die Daten nicht zugunsten von Einheitlichkeit oder Klarheit zu reduzieren, sondern ihre Komplexität zur visuellen Leitidee zu machen, indem wir neue technologische Entwicklungen wie künstliche Intelligenz zur Bilderkennung und Datenanreicherung untersuchen und nutzen.
Das Projekt konzentriert sich dabei auf zwei Forschungsschwerpunkte: a) die Darstellung von Diaspora als Zerstreuung, b) die Visualisierung der fotografischen Materialität und der Auswahlprozesse. Diese beiden thematischen Stränge werden ergänzt durch c) Methoden zur Visualisierung und Verbindung der verschiedenen Granularitätsebenen, wobei die Möglichkeiten der interaktiven Bewegung zwischen visuellen, strukturellen, relationalen und kontextuellen Granularitäten erforscht werden.
Projektteam
Projektleitung
Projektteam
Projektteam
Weitere Personen
- Sarah Kreiseler (wissenschaftliche Beratung)
- Jona Pomerance (studentischer Wissenschaftler)