Auslandssemester an der Politecnico di Milano – Bachelor Architektur und Städtebau
Sebastian studiert an der FHP Architektur und Städtebau (B. A.). Hier berichtet er von seinem Auslandssemester an der Partnerhochschule Politecnico di Milano im Wintersemester 2022/23.
Sebastians Erfahrungen
Die Entscheidung
Da ich noch nie im Ausland gelebt hatte, wollte ich unbedingt so früh wie es ging diese Erfahrung machen. Nach zwei Jahren an der FH wollte ich einfach nochmal weg und was Neues erleben. Für mich war es vor allem wichtig, viele neue Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen und neue Städte und Orte zu sehen. Also eigentlich die klassischen Motive ein Erasmus-Semester zu machen.
Die Vorbereitungen
Der Bewerbungsprozess mit dem Mobility-Online Programm war simpel und lief für mich reibungslos ab. Leider habe ich durch einen Fehler erst später als andere eine Info bezüglich der Zu-/Absage bekommen, war aber sehr glücklich darüber einen Platz bekommen zu haben. Leider konnte ich dadurch nicht mehr am Sprachkurs an der FH teilnehmen und habe einen Italienischkurs an der VHS absolviert.
In Mailand bin ich morgens mit dem Nachtzug und all meinen Sachen angekommen, musste dann noch die Zeit bis zum Nachmittag überbrücken, um dann endlich mein Zimmer zu beziehen.
Die Unterkunft
Ich habe in einer 3er WG in Uninähe gewohnt. Die Wohnungssuche gestaltete sich äußerst schwierig für mich. Mailand ist wohl für externe Studierende eine der teuersten Städte in Europa. Ich hatte zuerst über Facebook gesucht, wo mir allerdings schnell klar wurde, dass die meisten Scam-Angebote waren. Keiner wollte, dass ich die Wohnung besichtige, obwohl ich dies während meiner Exkursion nach Mailand im Mai vorhatte. Also nichts buchen, ohne absolut sicher zu sein, dass es kein Betrug ist.
So habe ich mein WG-Zimmer über den großen Anbieter Spotahome gebucht. Im Endeffekt war ich einfach nur froh, ein Einzelzimmer in guter Lage gefunden zu haben. 550 Euro für ein dunkles 10 qm Zimmer waren deutlich zu viel. Hinzu kamen Reinigungsgebühren von 200 Euro für nichts.
Connections sind in Mailand sehr von Vorteil bei der Wohnungssuche, denn so kann man günstigere und bessere Wohnungen als bei Agencies bekommen. Insgesamt ist es in Mailand ziemlich schwierig, etwas Gutes zu finden. Da man meistens aber woanders ist, ist die Wohnung nicht das Wichtigste.
Das Studium an der Hochschule
Das Auslandssemester begann mit einer Welcome-Week. Dort wurde mir bewusst, wie unfassbar viele Austauschstudierende an der Politecnico sind. So viele, dass viele Veranstaltungen leider begrenzt waren und man sich anmelden und hoffen musste, einen von teilweise 20 Plätzen für ca. 200 Austauschstudierenden zu bekommen. Trotzdem gab es viele offene Events, wo man täglich viele neue Leute kennenlernen konnte. Events, wie die Campus-Tour, waren auch in angenehm kleinen Gruppen, wo man sich besser kennenlernen konnte, als in einer großen Masse.
Ich hatte insgesamt vier Kurse (24 Credits) gewählt. Die ganze Kursauswahl zu finden, war etwas schwierig. Die Kurswahl war auch sehr hektisch. Man musste sich direkt nach dem Upload der Kurse online einschreiben, da die meisten sofort voll waren. Ich hatte Glück und bekam alle Kurse, die ich wollte. Meine Kurse (Interior Design Studio, Climate&Hydrology, Sociology of cont. Cities, History of Arts) waren sehr entspannt. Vor allem in meinem Studio war die Arbeitsmenge im Vergleich zur FH fast nichts. Das Englisch der Dozent*innen war teilweise sehr schwierig zu verstehen. Die Klausuren sind wie in Potsdam. Die mündliche Prüfung in History of Art fand in der Aula vor allen Anderen statt und ging solide 25 Minuten.
Die Arbeitsmöglichkeiten an der Politecnico sind schlicht gesagt kaum vorhanden. Ein eigener Studioplatz ist rückblickend absoluter Luxus.
Alltag und Freizeit
Mailand ist schon eine ziemlich teure Stadt. Da ich in der Nähe eines Discounters gewohnt habe, war es für mich erschwinglich. Nach etwas Zeit kannte man auch gute, günstige Orte für Studierende (Bar Picchio/Red Cafe & Club Tempio). Dort war man dann auch meistens. Allgemein hat Mailand sehr viele Ausgehmöglichkeiten und Kulturangebote und ist ziemlich vielseitig, also sehr studi-freundlich. Es ist immer was los.
Das Monatsticket ist mit 22 Euro auch sehr günstig. Die Stadt ist wohl die internationalste Italiens. So lernte ich andere Austauschstudierende aus z. B. Australien, Südamerika und ganz Europa kennen.
Man muss wissen, dass Mailand nicht klassisch italienisch ist, und meiner Meinung nach auch echt nicht die schönste Stadt. Die Lage ist allerdings ziemlich gut. In einer Stunde ist man am Comer See (Varenna), Bologna, Turin, Verona, Bergamo oder etwas weiter in Genua am Meer. Auch Rom und Venedig sind mit dem Schnellzug in 2 – 3 Stunden zu erreichen. Die Berge sind auch nah, wo wir öfter wandern und zum Ende auch Ski fahren waren. So habe ich viele Tagestrips und auch Fahrten von 3 bis 6 Tage in Italien unternommen und hab unfassbar viel vom Land gesehen. Das Erasmus Student Network (ESN) bietet auch viele Aktivitäten und Reisen an, an denen ich allerdings nicht teilgenommen habe. Die Politecnico hat auch ein Sport-Areal, was ich häufig genutzt habe.
Fazit und Tipps
Mein Auslandssemester war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hab weniger studiert, und dafür mehr neue Leute und Orte kennengelernt. Die Politecnico war für mich als Uni ziemlich enttäuschend. Da alles andere allerdings so ziemlich perfekt war und Italien als Land einfach unfassbar schön ist, habe ich bis auf meine Wohnsituation eigentlich nichts Negatives zu erwähnen.
Meine Tipps wären also:
- Früh um Wohnung/Zimmer kümmern
- Nicht zu viel von der Politecnico erwarten
- Viel reisen/viele Ausflüge machen (meine Top 3: Varenna, Genua, Foppolo – zum Skifahren sehr günstig)
- Vor der Anreise bereits online die ATM-Karte (ÖPNV) beantragen, sodass man direkt mit der günstigen Monatskarte fahren kann
- Uninähe war schon sehr vom Vorteil, da Öffis oft bestreikt werden und dadurch nicht so zuverlässig sind