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Archivführer zur deutschen Kolonialgeschichte mit neuen Angeboten

 Abreise des Gouverneurs auf der Landungsbrücke in Lome, Togo
© Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft

Das Webportal „Archivführer zur deutschen Kolonialgeschichte“ ermöglicht seit 2019 den Zugang zu Metadaten kolonialhistorischer Bestände aus über 450 Archiven. Mit neuen Verzeichnungsdaten, einem Thesaurus, Karten und der Kurrentschreibmaschine wurde es aktualisiert, um die Forschung zur Kolonialgeschichte zu fördern.

Eine Vielzahl der heute in der Welt auftretenden Konflikte lässt sich ohne eine ausreichende Beschäftigung mit deren kolonialen Vergangenheiten nicht verstehen. Unter den Kolonialmächten nahm Deutschland ab den 1880er Jahren eine herausragende Stellung ein. Heute gibt es weltweit rund zwanzig Staaten, deren Territorien früher zum deutschen Kolonialreich zählten.
Bei der Beschäftigung mit kolonialen Vergangenheiten kommt Erinnerungseinrichtungen eine besondere Bedeutung zu. Archive stellen die umfassendsten Primärquellen für die Forschung zur Verfügung. Im Jahr 2017 wurde deshalb von Prof. Dr. Susanne Freund vom Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam mit Fördermitteln des Auswärtigen Amts das Projekt „Quellen zur deutschen Kolonialgeschichte“ ins Leben gerufen. Vorrangiges Ziel dieses Projekts ist die Bereitstellung von Meta-Informationen zu den thematisch relevanten Beständen und Verwahrorten. Als Ergebnis ging im Februar 2019 das Webportal „Archivführer zur deutschen Kolonialgeschichte“ an den Start. Rund 75.000 Objekte mit Bezug zum deutschen Kolonialismus waren zu Beginn darin beschrieben. Die meisten davon erstmals in Form von durchsuchbaren Metadaten in englischer und französischer Sprache. 

Das Webportal erfreut sich seit seiner Veröffentlichung eines regen Interesses aus dem In- und Ausland. Die Besuchszahlen steigen kontinuierlich. Im Verlauf der Zeit wurden viele Anfragen beantwortet und dabei auch zusätzliche Bedarfe festgestellt. Aber es gab von Beginn auch Anforderungen, die das Webportal selbst betreffen. Zuvorderst ging es dabei um noch fehlende Verzeichnungen. Um diesem Problem zu begegnen, wurde das Portal in den vergangenen Monaten überarbeitet. Neue Verzeichnungsdaten wurden hinzugefügt, allen voran die der ehemaligen lokalen Kolonialverwaltungen in Togo, Deutsch-Ostafrika sowie Deutsch-Südwestafrika. Im Ergebnis gibt es nunmehr mehr als 86.000 verzeichnete Objekte in der Datenbank. Von den über 450 referenzierten Archiven befinden sich übrigens 25 in Berlin.

Neu ist auch der Thesaurus. Der Sourcecode hierzu wird auf der Seite gleich mit zur Verfügung gestellt und kann frei an das eigene thematische Umfeld angepasst werden. Nutzer*innen von Archiven können Inhalte von Dokumenten als Datenobjekte in Wikidata wiedergeben. Archive wiederum könnten dies mit wenig Aufwand gezielt fördern und dadurch noch besser in der Öffentlichkeit auf ihre Bedeutung aufmerksam machen. Zusätzlich zu Datenbank und Thesaurus wird in der überarbeiten Version des Portals weiterhin ein Kartentool angeboten. Das Kartentool bietet in seiner überarbeiteten Fassung Onlinezugriff auf 129 historischen Karten. Zusätzlich steht eine Suchfunktion zur Verfügung, die sich sowohl an aktuellen als auch an historischen Geografika orientiert. Die "Kurrentschreibmaschine" wurde ebenfalls überarbeitet. Mithilfe dieses Werkzeuges ist es auch für Ungeübte möglich, einzelne Wörter und Sätze zu entziffern. Dazu lassen sich die gesuchten Wörter mit einem historischen Korpus abgleichen. 

Alles in allem wurde mit der Aktualisierung des Portals den Bedürfnissen der Nutzer*innen besser Rechnung getragen. Die technische Betreuung ist für die nächste Zeit sichergestellt, wenngleich es mittelfristig mit Blick auf die neuen technischen Möglichkeiten sicherlich neue Vermittlungsformate geben dürfte.

Kontakt

Weitere Beteiligte: Uwe Jung, E-Mail: projekt.kolonialzeit@fh-potsdam.de

Professorin für Archivwissenschaft
Projektleiterin graduale Fernweiterbildung Archiv
Projektleiterin des Weiterbildungs-Studiengangs Archivwissenschaft (M. A.)
Projektleiterin des Weiterbildungsprogramms "Archive im Informationszeitalter"