Interview
Kurz Vorgestellt: Prof. Sven Völker
Prof. Sven Völker über seine Professur "Experiment und Strategie" und worauf seine Lehre aufbaut.
Name/ Geburtstag/ Geburtsort
Sven Völker, *1974 in Coesfeld/Westf.
Titel/ Funktion/ Fachbereich
Prof. für Experiment und Strategie im Fachbereich Design.
Mein erstes Geld verdiente ich als
mit der Auswertung von Verkehrszählungen. Ich tippte in den Schulferien wochenlang, jeden Tag, von morgens bis abends Zahlen in einen Computer. Eine sehr ernste Tätigkeit. Wir zählten Kugelschreiberstriche auf tausenden Blättern und verwandelten diese in digitale Daten. Jeder Strich stand für ein Auto und eine Fahrtrichtung. Immer wenn ich in Dresden bin, stelle ich mir vor, daß die Kreuzung an der ich gerade stehe nur so aussieht, weil wir möglicherweise den einen oder anderen Fehler gemacht haben.
Für die Fachhochschule Potsdam habe ich mich entschieden, weil
es an keiner anderen Hochschule der Welt eine Professur gibt, die so einen schönen Titel trägt: "Experiment und Strategie", das ist wunderbar. Und weil ich den schönsten Fahrradweg zur Arbeit habe und weil ich ausschließlich großartige Kollegen und Studenten habe.
Meine Studierenden werden an mir schätzen, dass
ich Ihnen viel Freiraum lasse und sich meine Lehre weniger auf meinem Wissen, als vielmehr auf ihren eigenen Interessen und Zielen aufbaut. Das erfordert von den Studierenden Initiative und Konzentration auf den jeweils eigenen Weg. Wer genaue Anleitung sucht wird vielleicht bei mir nicht so glücklich werden. Wir schätzen das Scheitern und den Erfolg gleichermaßen und gehen daher Risiken ein. Aber bitte immer mit Stil und einem entspannten Lächeln auf den Lippen.
Die Zeit vergesse ich, wenn
beim Denken. Ich sitze nicht gerne am Schreibtisch oder am Computer. Deshalb versuche ich immer alles schon im Kopf vorher fertig zu denken, bevor ich mich an die eigentliche, physische Arbeit mache. Das Problem dabei ist, daß ab und an auch mal ein physisches Ergebnis nötig ist, um die eigenen Gedanken anderen Menschen zu vermitteln oder um etwas Geld zu verdienen.
In den Wahnsinn treibt mich
eigentlich nichts.
Mein schönster Erfolg war
jetzt gerade erst vor ein paar Wochen, als die New York Times mein neues Bilderbuch „A Million Dots“ als eines der besten Bilderbücher des Jahres 2019 ausgezeichnet hat. Ich habe mit Bilderbüchern erst vor kurzem begonnen und das mit dem festen Plan, lange dabei zu bleiben. Jetzt habe ich das Gefühl, in der Welt der Kinderbücher angekommen zu sein. Es geht also los.