Pressemitteilung
Indigene Lebenswelten als interaktive Videoinstallation in Rio de Janeiro
Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt Amazonien als Zukunftslabor des Ethnologischen Museums, des Instituts für Museumsforschung und des Ibero-Amerikanischen Instituts der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam, dem Botanischen Garten Berlin und dem Museu Nacional Rio de Janeiro werden international im Rahmen der Ausstellung Existência Numérica (27. März - 23. Juni 2024) gezeigt. Erstmals werden Indigene Perspektiven auf Verflechtungen zwischen Mensch und Umwelt in Form der Videoinstallation Xingú Entangled sichtbar, die dokumentarische Filmaufnahmen mit interaktiven Visualisierungen verbindet.
Bei den Indigenen Gemeinschaften am Oberen Xingú, einem der großen südlichen Zuflüsse des Amazonas, gelten Artefakte, Orte, Pflanzen, Mythen, Rituale und Hyper-Wesen als miteinander verflochtene Einheiten, die eine Lebenswelt teilen. In ethnologischen Sammlungspräsentationen liegt der Fokus in der Regel einseitig auf den Objekten, während Pflanzen in botanischen Sammlungen gezeigt werden und der weitere Kontext in Bibliotheken schlummert oder unerzählt bleibt. Die interaktive Videoinstallation Xingú Entangled zeigt von Menschen hergestellte Dinge aus dem Xingú Gebiet in einem größeren Kontext, sie verwebt Objekte, Akteur*innen, Ereignisse und Orte zu nicht-linearen Erzählungen, in denen sich komplexe Zusammenhänge offenbaren. Die Zwei-Kanal-Videoinstallation besteht aus einer Projektion und einer interaktiven Informationsvisualisierung. Die Interaktivität ermöglicht es den Nutzer*innen, aus linearen Erzählweisen auszubrechen und zwischen den Szenen zu navigieren sowie mehr über bestimmte Objekte und ihre weiteren Zusammenhänge zu erfahren.
Seit 2021 entwickelt ein interdisziplinäres Team mit Erfahrungen in Design, Ethnologie, Botanik, Kulturvermittlung und Archiven Visualisierungen der Verflochtenheit von Artefakten, Pflanzen, Orten und spirituellen Entitäten. In enger Zusammenarbeit mit Indigenen Communities in Brasilien und Kolumbien werden materielle Praktiken und spirituelles Wissen im Rahmen von Workshops dokumentiert. Für die Indigenen Partner*innen steht die generationenübergreifende Wissensweitergabe im Vordergrund. Aus Designperspektive ergeben sich in der Zusammenarbeit einzigartige Möglichkeiten zur Entwicklung und Evaluierung neuer Interfaces. Für die Sammlungsinstitutionen geht es um die Überwindung disziplinärer Grenzen und um die Vermittlung komplexer Zusammenhänge in Ausstellungen. Das Projekt wird von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Fonds Kultur digital finanziert und läuft insgesamt vier Jahre (Projektende: Ende 2024).
Xingú Entangled wird in Rio de Janeiro in der Ausstellung Existência Numérica gezeigt, die sich kritisch der Rolle von Daten in einer Welt der Ausnahmezustände widmet. Die gezeigten Arbeiten aus Kunst und Design verwenden Daten als Material und Gegenstand, um Ängste und Hoffnungen der Gegenwart zu thematisieren. Vor dem Hintergrund zahlreicher Bedrohungen – von Kriegen und Viren bis Klimakrise und Biodiversitätsverlust – schrumpft der Planet und damit wachsen die Zweifel an unserem Fortbestand. Die Ausstellung thematisiert verschiedene, miteinander verflochtene Notfälle, was das Gefühl der Dringlichkeit in Anbetracht lebensbedrohlicher Situationen verstärkt und die Notwendigkeit neuer Wege und Praktiken aufzeigt.
Projekt: https://amazoniafuturelab.fh-potsdam.de
Ausstellung: https://www.existencianumerica.com.br
> Wann: 27. März - 23. Juni 2024
> Wo: Espaço Cultural Futuros - Arte e Tecnologia
Rua Dois de Dezembro, 63, Flamengo, Rio de Janeiro
> Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 11 Uhr bis 20 Uhr, Eintritt frei