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Rückblick

Suchtselbsthilfe im offenen Männer- und Frauenvollzug

Foto vom Fachtag Suchtselbsthilfe
© Ulrike Weichelt

Am 04.07.2024 fand an der FH Potsdam der Fachtag "Suchtselbsthilfe im offenen Männer- und Frauenvollzug" statt. Anlass war die Veröffentlichung einer qualitativen Studie zur Suchtselbsthilfe im offenen Strafvollzug, die in den Jahren 2023 - 2024 mit einer Förderung der BARMER an der FH Potsdam durchgeführt wurde.

38 Personen nahmen an dem Fachtag teil, darunter zahlreiche Fachkräften aus Brandenburger Justizvollzugsanstalten, dem Kriminologischen Dienst sowie ein ehemaliger Gefangener. Der Dekan Prof. Dr. Frank Früchtel betonte in seinem Grußwort die Bedeutung von Zeit und Gemeinschaft für gelingende Suchtselbsthilfeprozesse. Eileen Ullrich vom Kriminologischen Dienst des Ministeriums der Justiz des Landes Brandenburg stellte in einem Impulsreferat aktuelle landesspezifische Daten vor zu "Stoffgebundenen Suchtproblematiken bei der Haftaufnahme" und ordnete diese ein im Hinblick auf weitere Erhebungsbedarfe. Danach hielten Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai und Lara Schaper einen Vortrag zu ihrer Studie "Suchtselbsthilfe im Offenen Frauen- und Männervollzug". Sie stellten Ergebnisse aus einer multiperspektivisch angelegten Studie vor, in der durch teilnehmende Beobachtungen, narrative Interviews und Gruppendiskussionen die Deutungen, Wahrnehmungen und Erfahrungen von (ehemaligen) Gefangenen, Mitarbeiter*innen des Allgemeinen Vollzugsdienstes und einem externen Suchthilfeträger auf Suchtselbsthilfesangebote im Vollzug untersucht wurden. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie die beteiligten Akteur*innen mit dem Widerspruch eines freiwilligen, auf Selbstbestimmung basierenden Angebots im Zwangskontext des Strafvollzugs umgehen, welche Gruppennarrative und Praktiken sich innerhalb des Gruppensettings formen und wie die Angebote unterschiedliche Funktionen innerhalb der Anstalt und im Kontext der Haftentlassung erfüllen. Im Anschluss kommentierte Prof. Dr. Jens Borchert von der Hochschule Merseburg die Studie. Er verwies auf kritische Fachdebatten zur Aktualität des Begriffs der totalen Institution (Erving Goffman) und verwies auf Spezifika des offenen Strafvollzugs.

Nach der Mittagspause diskutierten Judith Aillaud und Prof. Dr. Haiko Schlink (beide leiten Gruppenangebote bei Blaues Kreuz Deutschland e.V., innerhalb und außerhalb des Strafvollzugs) sowie Prof. Dr. Jens Borchert unter Moderation von Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai und mit Beiträgen aus dem Publikum die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für Suchthilfeangebote im Strafvollzug.

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Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften

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