Pressemitteilung
„Eisenstein`s House“ eröffnet in Virtueller Realität eine neue Perspektive auf den Regisseur
Im Rahmen des künstlerischen Forschungsprojekts „Kollisionen - Medienkollisionen als Innovationstreiber für neue Zugänge zum Kulturerbe“ wurde die Wohnung des sowjetischen Regisseurs Sergei Eisenstein an der Filmuniversität KONRAD WOLF in Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam in Virtueller Realität rekonstruiert. Am 18. April werden das Projekt, die dazugehörige Website und VR-Erfahrung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Mitten im stalinistischen Russland, das die Grenzen schloss, existierte in Moskau ein Ort, an dem man im Geist durch die ganze Welt reisen konnte: die Wohnung des sowjetischen Regisseurs, Künstlers und Universalgelehrten Sergei Eisenstein. Seine Arbeit und sein Leben spiegeln seinen mutigen Einsatz für Demokratie, Diversität und Gerechtigkeit. Gerade aber die Wohnung Eisensteins zeugt von den umfangreichen Interessen und Entdeckungen des Forschers, „Enzyklopädisten“ und Erneuerers – sie war nicht nur Wohnsitz, sondern ein künstlerisches Labor - gleich einer Installation, einer „Montage“ aus Objekten, Bildern und Fotos. In der Gegenüberstellung von Motiven aus verschiedenen Kulturen Europas, Asiens, Amerikas und Afrikas wurde die Einheit von Völkern und historischen Epochen spürbar. Eine Herausforderung in einer Zeit, da die Sowjetunion von der Welt isoliert war und eine Atmosphäre von fremdenfeindlichem „Anti-Kosmopolitismus“ und aggressivem Konservatismus in der Kunst vorherrschte.
Der Filmhistoriker Naum Kleiman baute nicht nur das Sergei-Eisenstein-Archiv auf, sondern entwickelte dessen Wohnung über Jahrzehnte zu einem lebendigen Zentrum der Eisenstein-Forschung. „Sergei Eisenstein wurde nicht wie Bach für hundert Jahre vergessen. Aber für vierzig Jahre war er in die Ferne gerückt. Er war „nicht aktuell“ (…) Die ganz junge Generation, die digital arbeitet, sieht Eisensteins Ideen mit anderen Augen. Sie hat plötzlich wieder Interesse an der Theorie des Films und beginnt, seine Filme zitieren und Bücher zu lesen. Es weckt Hoffnung“, so Naum Kleiman zum wiedererwachten Interesse an Eisenstein. Die Europäische Filmakademie erklärte „Eisenstein’s House“ schließlich zum Weltkulturerbe. Doch im Zuge der politisch bedingten Demontage des Moskauer Filmmuseums wurde die zugehörige Wohnung 2018 aufgelöst.
Forschungsprojekt „Kollisionen“
Wie können digitale Technologien einen Ort, den es nicht mehr gibt, zu neuem Leben erwecken? Können wir diesen Erfahrungsraum sinnlich erschließen? Können wir ihn gleichzeitig intellektuell erkunden?
Ein Team unter der Leitung von Tatiana Brandrup, Gastprofessorin an der Filmuniversität, und von Prof. Marian Dörk, Fachhochschule Potsdam, hat sich im Rahmen des wissenschaftlich-künstlerischen Forschungsprojekts „Kollisionen“ – ein Kooperationsprojekt mit der FH Potsdam, gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Landes Brandenburg (EFRE) – der Frage gewidmet, wie das gedankliche Universum Sergei Eisensteins und seine Lebensräume erneut für die Forschung aber auch für eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Gleichsam erforschte das multidisziplinäre Team am Beispiel dieses Kulturdenkmals neue digitale Formen der Darstellung und Visualisierung kultureller Sammlungen – in Virtual Reality (VR), Informationsvisualisierung (InfoVis) und 3D-Sound.
Weltkultur als „Welt-Kultur“: Sergei Eisenstein und sein „global village“
Unter diesem Titel lädt „Kollisionen“ am 18. April 2024 um 16.30 – 18.00 Uhr alle Interessierten ein ins Atrium der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam) zur Projektpräsentation mit Kurzvorträgen, Filmausschnitten und einem Podiumsgespräch mit Projektleiterin Tatiana Brandrup (Filmuniversität), Prof. Marian Dörk (FH Potsdam), Naum Kleiman (ehemaliger Direktor des Moskauer Filmmuseums und Träger der Ehrenprofessur der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF) sowie Vera Rumyantseva Kleiman (Kuratorin der Eisenstein Wohnung). Es moderiert Ulrich Gregor. Dabei soll ein besonderer Fokus auf Eisensteins Haltung gegen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus gelegt werden.
Auch nach der Veranstaltung wird die VR-Erfahrung an der Filmuniversität zugänglich sein. Zur Terminvereinbarung wenden Sie sich bitte per Mail an Dr. Stella Donata Haag: s.haag@filmuniversitaet.de
Projekt: https://www.fh-potsdam.de/aktuelles-medien/termine/projekt-praesentation-kollisionen
Ausstellung: https://eisensteinshouse.projekte-filmuni.de
> Wann: 18.04.2024
> Wo: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam
> Wann: Ab 14.00 bis 16.00 ist die Buchung für individuelle Slots zur Begehung der VR-Erfahrung möglich unter: t.brandrup@filmuniversitaet.de